Die Jailoos sind die Sommerweiden der Nomadenfamilien, und das Gebiet um den Son Kul ist quasi das Weidejuwel auf 3016 Meter Höhe, umgeben von gewaltigen Gebirgszügen. Der Son Kul ist ein einzigartiger Ort: Nirgendwo sonst kann man Pferdeherden in ihrer natürlichen Umgebung beobachten und ihr Verhalten studieren. Nach dem Zwischenstopp in Kyzyl Oi ging es über die Suusamyr-Ebene zum Kyzart-Pass.

An der Passstraße begrüßte ich mein Pferd Hormon, das mich zum Son Kul tragen sollte. Unsere erste gemeinsame Herausforderung war die Überquerung des Chaar-Archa-Passes auf 3061 Meter Höhe, um in das Chaar-Archa-Tal zu gelangen. Von dort aus hat man einen wundervollen Blick auf die umliegenden 4400 Meter hohen Baba-Ata-Berge. Ich überquerte einen Fluss und ritt über weite Hügel zum Kilemche Jailoo. Das bedeutet so viel wie „Teppich“ und meint den unendlichen, grünen, gebirgigen Grasteppich. Auf dem Kilemche Jailoo übernachtete ich erstmals in einer Jurte bei einer Nomadenfamilie. Das ist vergleichbar mit dem Leben in einer WG bei uns. Es herrscht eine angenehme Hektik, ein ständiges Kommen und Gehen. Zum Abendessen gab es gedämpfte Teigtaschen mit einer Art Lauch als Füllung, Brot, für mich vegetarischen Lagman (sonst Nudelsuppe mit Gemüse und Schaffleisch) und Borsok (in Fett gebackener Teig). Als Nachtisch wurden Unmengen an Süßigkeiten gereicht. Während des Essens plauderte man munter an dem niedrigen Tisch in der Mitte der Jurte und lachte viel.

Das Nomadenleben in den Jurten und Jailoos ist gut organisiert. Alles hat seinen Platz, und die klare Aufgabenverteilung zwischen der Schwiegertochter, der Schwiegermutter, dem ältesten Sohn und den verbleibenden Familienmitgliedern hilft den Nomaden, ihren Alltag zu bewältigen. Auf dem Jailoo in Kilemche probierte ich frischen Kumis – vergorene Stutenmilch, typisch für Kirgistan. Nach dem Frühstück mit wunderbaren Blinchiki (eine Art Crêpe), Kumis und schwarzem Tee verabschiedete ich mich von Bibichan und ihrer Familie.

Dann ging es hinauf zum Jalgyz-Karachi-Pass auf 3400 Meter Höhe. Vom Pass aus genoss ich einen wundervollen letzten Blick auf das Kilemche Jailoo und erhaschte bei guter Sicht sogar schon einen ersten Blick auf den noch in weiter Ferne liegenden Son Kul. Große Herden von Schafen, Kühen und halbwilden Pferden, die auf dem grünen Teppich weideten, kreuzten immer wieder meinen Weg. Vom Pass aus genoss ich einen wundervollen letzten Blick auf das Kilemche Jailoo und erhaschte bei guter Sicht sogar schon einen ersten Blick auf den noch in weiter Ferne liegenden Son Kul. Große Herden von Schafen, Kühen und halbwilden Pferden, die auf dem grünen Teppich weideten, kreuzten immer wieder meinen Weg. Aus der Ferne wirkten ihre Bewegungen wie ein harmonischer Tanz auf mich.

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